Das Elektromobil 1888

Das Elektromobil

John Kemp Starleys Einzelstück

1888

Der erste Motorwagen, der in Coventry gebaut wurde, blieb leider ein Einzelstück.

 

Das dreirädrige Elektromobil ist elegant, aber wenig praxisgerecht. Zwischen den beiden großen hinteren Speichenrädern befindet sich eine sofaartige Sitzbank für zwei Personen. Die Lenkung des kleinen Vorderrades erfolgt über eine Lenkstange mit Spatengriff, die mittels eines Ritzels einen Zahnradquadranten bewegt. Für die Ausführung stand ein Rollstuhl Pate. Hinter der Sitzbank befindet sich ein hübscher Weidenkorb, in dem die Batterien versteckt sind. Der Elektromotor sitzt über der Hinterachse. Die Reichweite ist sehr gering, ohne Motorantrieb ist das Gefährt nur schwer zu bewegen.

Erstaunlich ist, dass in jenen Jahren - das ROVER Elektromobil entstand 1888 - sehr viele Firmen mit Elekrofahrzeugen experimentierten. Noch erstaunlicher ist, dass man dann das Feld den Explosionsmotoren quasi kampflos überließ.

Interessant ist ein Artikel aus The Wheel Cycling Trade Review (USA), der offensichtlich einen Text aus Bicycling News wiedergibt und in der Ausgabe vom 3. Januar 1890 erschienen ist. Die Übersetzung lautet:

Die in der Fachpresse verbreitete Behauptung über die Herstellung eines elektrischen Dreirades durch die Firma J. K. Starley & Co, Ltd. ist etwas verfrüht. Die Firma hat einen Wagen gebaut, der zwei Personen befördern kann und auf drei Rädern läuft, der zum Experimentieren an den bekannten Elektriker Elwell nach Paris geschickt wurde. Ein Patent für die Anwendung des Elektromotors auf das Rad wurde erteilt, und wenn sich die Versuche als erfolgreich erweisen und die Leistung für den Antrieb der Maschine ausreicht, besteht kein Zweifel, dass sie dann auf den Markt kommen wird. Die Kosten betragen dann etwa ₤50 oder ₤60, nicht wie angegeben ₤100.

Das in diesem Artikel angesprochene Patent liegt uns leider nicht vor. Es handelt sich um das GB-Patent #2567 für Paul Bedford Elwell und John Kemp Starley über den Elektrischen Antrieb von Fahrzeugen aus dem Jahr 1889.

1903 schrieb The Autocar über das ROVER Elektromobil:

Dieses Fahrzeug war, so glauben wir, das erste in Coventry gebaute Kraftfahrzeug. Es entstand 1888 in den Meteor Works in der West Orchard Street. Gebaut hat es J. K. Starley (der Entwickler des modernen oder hinterradgetriebenen oder Sicherheits-Fahrrades), dessen Name im Zusammenhang mit der Marke ROVER so gut bekannt ist.
Der kleine Wagen wurde durch Elektrizität angetrieben. Den Motor und die Akkumulatoren lieferte Mr. Edwell von Messrs. Edwell Parker Ltd, Wolverhampton. Die Karosserie wurde bei Messrs. Hollick hergestellt, die auch heute noch viele Aufbauten für Kraftfahrzeuge fertigen.
Die Lenkung erfolgte mittels eines Spatengriffs über Ritzel und Zahnradquadranten.
Nachdem Mr. Starley zur Kenntnis genommen hatte, dass er mit diesem Fahrzeug kraft Gesetz auf Englands Straßen nicht schneller als vier Meilen pro Stunde fahren durfte, und das auch nur, sofern ein Mann mit roter Fahne vor dem Fahrzeug herginge, verbrachte er das Fahrzeug nach Frankreich. Er testete es zufällig in Deauville, dem Ort, der heute dank der dortigen Autorennen sehr bekannt ist.
Die Fahrten verliefen außerordentlich zufriedenstellend, man erreichte eine durchschnittliche Geschwindigkeit von acht Meilen pro Stunde.
Wir sind Mr. Harry Smith, Managing Director der Rover Cycle Company, für die schöne Fotografie und die Angaben hierzu zu Dank verpflichtet.

Die Abbildung zeigt den dreirädrigen Wagen mit zwei großen Hinterrädern und einem kleinen Rad zur Lenkung vorne, alle mit Vollgummibereifung. Der Doppelsitz bietet eine gerundete Rückenlehne aus Holz. Der Motor befindet sich über der Hinterachse. Im Weidenkorb darüber sind die Akkumulatoren untergebracht.

1890 Artikel zu Elektromobil Quelle: The Wheel Cycling Trade Review (USA), 3. Januar 1890
Der interessante Text ist nebenstehend wiedergegeben.

Paul Bedford Elwell (1853-1899) war Inhaber zahlreicher Patente und ab 1882 Teilhaber von Elwell-Parker, Hersteller von Großakkumulatoren und Stromerzeugern. 1887 ging Elwell nach Paris, mit Plänen für eine Metro. Nach dem Tod seiner Frau ging er als Elektroingenieur der New South Wales Railway Commissioners nach Australien. 1899 verstarb er dort.

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