Es begann mit ...

James Starley's Nähmaschinen

1859 - 1877

 

James Starleys technisches Talent wurde entdeckt, während er als Hilfsgärtner bei John Penn arbeitete. Für dessen Frau reparierte er eine Nähmaschine. Zum Glück für arbeitslose Uhrmacher in Coventry, wie sich herausstellen sollte ....

Als James Starley in jungen Jahren bei Newton, Wilson and Co in London beschäftigt war, wurden in dem alt eingesessenen Unternehmen Patent-Stühle hergestellt und Nähmaschinen aus vorwiegend amerikanischer Produktion verkauft.
Doch wie war Starley in dieses Unternehmen gekommen? Er war Gärtnergehilfe bei John Penn, einem erfolgreichen Ingenieur. Dieser kaufte bei Newton eine teure Nähmaschine für seine Frau. 1859 reparierte Starley die Nähmaschine nach einem Defekt und nahm verschiedene Verbesserungen vor. Penn, der Starleys technisches Talent erkannte, machte Josiah Turner, einen der Geschäftspartner von Wilson, darauf aufmerksam und sorgte für Starleys Anstellung bei Newton. Schon bald nahm dieser einige Änderungen an einer Doppelkettenstichmaschine vor, die sehr erfolgreich waren. Innerhalb kürzester Zeit wurde er als „Meister der Nähmaschinen“ anerkannt.
Schon während dieser Zeit baute Starley in seiner Freizeit die „European“ - Nähmaschine, die dazu bestimmt war, die Ränder von Manschetten oder Hosenbeinen nach der Konfektion umzunähen. Josiah Turner bewunderte Starley dafür und besuchte öfter dessen Heimwerkstatt.
Am 14. Mai 1861 verließ Starley Newton, Wilson and Co. Gemeinsam mit Josiah Turner und dem Amerikaner Silas Covell Salisbury gründete er in Coventry die European Sewing Machine Co (andere Quellen nennen bereits 1859 als Gründungsjahr). Firmenziel waren ursprünglich Import und Vertrieb amerikanischer Nähmaschinen. Salisbury und Starley erhielten ein Patent für eine eigene Nähmaschine.

Coventry war zu jener Zeit auf der Suche nach Beschäftigung für arbeitslose Uhrmacher. Die Nähmaschinen - Industrie sah man als ideale Basis an, die Kenntnisse und Talente der Uhrmacher einzusetzen. Mit öffentlicher Unterstützung nahm die nun European Sewing Machine Co, Ltd. genannte Firma unter der Leitung von Starley und Turner im November 1862 die Fertigung der von Salisbury und Starley patentierten "European", "Godiva", "Express" und "Swiftsure" - Nähmaschinen auf.

Bereits 1865 erwachte Starleys Interesse an Fortbewegungsmitteln - er entwarf ein vierrädriges Veloziped mit gefederten Rädern - dazu mehr auf unseren Fahrrad - Seiten.

1867 wird der Firmenname in Coventry Sewing Machine Co, Ltd. geändert.

1868 erhält James Starley unter Nr. 1678 ein weiteres Patent auf „Verbesserungen von Nähmaschinen“.

Im gleichen Jahr bringt der Pariser Agent der Firma, Rowley B. Turner, der Sohn von Josiah Turner, ein Micheaux Velociped nach Coventry. In der Tasche hat er einen Auftrag über den Bau von 400 Velocipedes, die die Coventry Sewing Machine Co Ltd baut. Der Preußisch-Französische Krieg verhindert deren Auslieferung, jedoch kann man die Velocipede in England absetzen. Damit ist man in einem gänzlich anderen Geschäftsbereich angekommen.
Schon 1869 erhält man einen Großauftrag für weitere Velocipede - die Angaben der Quellen schwanken zwischen 450 und 600 Stück. Die Annahme des Auftrags wird auf der Hauptversammlung der Anteilseigner diskutiert. Man stimmt der Fertigung zu, im gleichen Zug wird der Firmenname auf Coventry Machinists Company geändert. Auch hierzu mehr auf unseren Fahrrad - Seiten.
Über eine weitere Fertigung von Nähmaschinen bei dieser Firma ist nichts bekannt, zumal James Starley 1870 ausscheidet.

1870 erhalten Starley und Hillman ein Patent auf das „Ariel“-Velociped, 1871 erhält Starley ein Patent auf die „Europa“ - Nähmaschine, deren Bau er sich gemeinsam mit William Hillman widmet. William Borthwick Smith stößt hinzu. Daraus wird im gleichen Jahr die Firma Smith, Starley & Co.. Man baut neben den Nähmaschinen auch das „Ariel“-Velociped (bis 1875).
1872 scheidet William Hillman aus dem Unternehmen aus, die Firma heißt jetzt Smith and Starley. Die Firma ist sehr erfolgreich, die Nähmaschinen werden international mit vielen Preisen ausgezeichnet: 1872 Lyon, 1873 Wien, 1874 London, 1875 Manchester.
1873 wird der Firma ein weiteres Patent auf „Verbesserungen bei Nähmaschinen“ erteilt.

James Starley wendet sich immer stärker dem Fahrrad zu, erhält 1874 sein berühmtes und wegweisendes Patent auf die Tangential - Verspeichung.
Die Verzahnung zwischen Nähmaschinen- und Fahrradbau wird immer intensiver, ab 1875 bauen Haynes & Jefferis das „Ariel“ und weitere Räder nach Smith and Starley - Entwürfen in Lizenz.
1876 läßt sich James Starley Rollschuhe patentieren.

Im Januar 1877 wird die Firma Smith and Starley gelöscht. Bis 1881 wurden von Smith, Starley and Co. und Smith and Starley insgesamt rund 20.000 Nähmaschinen gebaut.

Die folgende Tabelle erlaubt einen Überblick über die Nähmaschinen - Patente und die erwähnten Rollschuh - Patente. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Patente von James Starley bzw. mit dessen Beteiligung - Nähmaschinen
JahrLand und NummerInhaberGegenstandAnmerkung
1861GB 1045Silas Covell Salisbury, James StarleyVerbesserte Kombinations-Nähmaschine 
1861GB 1059Silas Covell Salisbury, James StarleyVerbesserungen an Nähmaschinen 
1865GB 535James StarleyVerbesserungen an Nähmaschinen 
1868GB 1678James Starley (Coventry Sewing Machine Company)Verbesserungen an Nähmaschinen 
1870GB 1430James Starley (Coventry Machinists Company)Verbesserungen an Nähmaschinen 
1871GB 121James Starley (Coventry Machinists Company)Verbesserungen an Nähmaschinen 
1871GB 620James StarleyVerbesserungen in der Konstruktion von Nähmaschinen 
1873GB 133William Barthwick Smith, James StarleyVerbesserungen an Nähmaschinen 
1873GB 3090William Barthwick Smith, James StarleyVerbesserungen an Nähmaschinen und an damit zu verwendenden Fadenmarkierern 
Patente von James Starley bzw. mit dessen Beteiligung - Rollschuhe
1876GB 547William Barthwick Smith, James StarleyVerbesserungen an Rädern oder Rollschuhen 
1876GB 1164William Barthwick Smith, James StarleyVerbesserungen an Rollschuhen und anderen Schlittschuhen, die teilweise auch auf Schlitten und andere Wagen anwendbar sind 

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