Die Abbildung zeigt die Seitenansicht eines MG RV8.
1980 hatte MG die Produktion seiner schönen Sportwagen - zuletzt MGB und MGB GT - eingestellt. Danach dümpelte der Markenname vor sich hin, schmückte nur noch kleine und mittelgroße Limousinen und Fließheckwagen aus dem Leyland - Lager, wie Metro, Maestro und Montego.
Die Rufe nach einer Neubelebung der Marke wurden lauter, nachdem British Motor Heritage 1988 begonnen hatte, Chassis und Karosserieteile der MG B-Modelle nachzuproduzieren. Auch die Rover Group, ab 1988 zu British Aerospace gehörend, stand solchen Plänen offen gegenüber. Den wohl entscheidenden Anstoß gab jedoch der Erfolg des Mazda Miata (RX7), der den Markt der offenen Zweisitzer aufmischte.
Bei ROVER, unter BAe finanziell recht kurz gehalten, werkelte man zwar am Vorläufer des späteren MGF, doch die Ressourcen der Entwicklungsabteilung waren mit der Planung neuer Limousinen-Modelle in der Nachfolge der Leyland - Produkte und der Zusammenarbeit mit Honda restlos ausgeschöpft. Da der MGF nicht vor Mitte der 90er Jahre produktionsreif sein würde, mußte rasch gehandelt werden, damit der Markenname MG lebendig blieb.
Mit einem Mini-Budget von nur 5 Millionen Pfund mußte ein Sportwagen her, der den Ruf der Marke wieder ins Bewußtsein hob, die Leistungen des letzten MG-Modells möglichst übertraf und preiswert zu produzieren war. Das Projekt „Adder“ (Natter, Kreuzotter) rollte an.
Dafür wurden buchstäblich bereits pensionierte Ingenieure und Arbeiter zurück in die Produktion geholt. Rover stellte 1990 hiefür die Rover Special Products auf die Beine und gab grünes Licht für die Entwicklung eines MG auf Basis der nachproduzierten MGB-Teile in kleiner Serie. Dazu kam der Rover V8 als Antrieb gerade recht. Vom alten MG B blieben Chassis, Türen und Kofferraumdeckel erhalten, Kotflügel, Mottorhaube und Wagenfront wurden neu gestaltet. Die neuen Paneele wurden von Abbey Panels produziert und entsprachen dem insgesamt hohen Qualitätsniveau, das mit den Heritage-Teilen erreicht wurde.
Schon im Juni 1991 gab Rover das Projekt MG RV8 frei, im folgenden Januar konnte der Prototyp den Rover-Händlern vorgestellt werden. Ab Juni 1992 waren die ersten Broschüren verfügbar. Am 20 Oktober bot die Birmingham Motor Show den Rahmen für die öffentliche Präsentation des RV8, den auch der Rover-Vorsitzende John Towers hier erstmals als fertiges Produkt sieht.
Publikum und Fachpresse nahmen den Roadster zum Teil sehr enthusiastisch auf. Autocar hielt sich allerdings eher zurück, indem man schrieb:
„Das Fazit ist, und Rover gibt es zu, dass der RV8 eher ein Statussymbol ist denn ein Auto, in dem man Spaß am Fahren hat. Für uns ist der RV8 ein Anachronismus, wenn auch ein seltsam sympathischer. Es ist bei weitem nicht so gut wie ein neues Auto wie ein TVR oder ein altes wie ein Morgan, aber am richtigen Tag, unter den richtigen Bedingungen, ist er einfach zu genießen und es kann sogar Spaß machen, auf burschikose, alte Art und Weise zu fahren. Wenn Sie uns jedoch bäten, uns von £25.440 für das Vergnügen seiner Gesellschaft zu trennen, müssten wir leider ablehnen."
Doch das eigentliche Ziel, den Namen MG wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken, war gelungen. Das Warten auf das MGF würde nun weniger schmerzhaft sein. Manch ein Leser mag den RV8 sehnsüchtig betrachtet haben und hoffen, dass alsbald ein MG auftauchen möge, der seinem Geldbeutel eher entspräche.
Nachteilig war, dass 1992/3 Großbritannien unter einer Rezession litt. Daher kam die Tokio Auto Show im Oktober 1993 sehr gelegen - noch auf der Messe konnte Rover 1.300 Aufträge für den Wagen entgegennehmen. Für diesem Markt waren keine größeren Anpassungen nötig. Die ersten RV8 für Japan verließen England im Januar 1994.
Am 22. November 1995 verließ der letzte RV8 England - ebenfalls in Richtung Japan. Da nur rechts gesteuerte Wagen produziert wurden, blieben der US-Markt und der kontinentale Europa-Markt unbedient. Rund 1580 - die Zahlen schwanken je nach Quelle zwischen 1579 und 1583 - Wagen wurden nach Japan exportiert, um 330 - auch diese Zahlen schwanken zwischen 311 und 330 - verblieben in Großbritannien. Mittlerweile wurden einige aus Japan reimportiert oder nach Australien veräußert, da Japan selbst keinen privaten Gebrauchtwagenmarkt kennt.
Baujahre des MG RV8 Roadster im Überblick | ||||
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Modell | 1993 | 1994 | 1995 | Gesamt |
MG RV8 | 258 | 807 | 934 | 1.999 |
Die Quellen geben unterschiedliche Produktionszahlen an. Als Gesamtproduktion werden zwischen 1982 und 1999 Fahrzeuge genannt. Davon wurden je nach Quelle zwischen 1579 und 1583 nach Japan exportiert. Es wurden nur links gesteuerte Wagen hergestellt. | ||||
A l l e A n g a b e n o h n e G e w ä h r |
Selbstbewußt schließt der Prospekt mit dem Slogan:
"Nichts auf der Welt kommt ihm gleich."
"Nothing in the world comes close."
Front des MG RV8 im Vergleich mit seinem Vorgänger. Die Familienähnlichkeit blieb erhalten.
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