Rover Racer von vorn

ROVER Racer

Der ROVER Test- und Rennwagen

1948

Die Abbildung zeigt den ROVER Single-seater Racer von vorn. Das Foto ist von © Charles Best/ Motor Sport 2/2001.

Der Wikingerkopf am Cockpit

Stolz trägt der ROVER 'Racer' den Wikingerkopf am Cockpit.

Der ROVER 'Single-Seater Racer' war nur vor und während des II. Weltkriegs ein Werkswagen. Er wurde ab 1938 zur Erprobung des von Adrian Lombard entwickelte Fahrgestells, das nach dem Krieg im ROVER 'P3' verwendet wurde, eingesetzt. Zudem testete man den IOE (= Inlet over Exhaust = Einlaß- über Auslaßventil) Motor in einer Auslegung als 1,4-Liter Vierzylinder. Während der Kriegsjahre absolvierte der mit einer ROVER '10 hp' - Karosserie versehende Wagen rund 110.000 Test-Meilen.

1946 retteten Spen King, George Mackie und Peter Wilks - drei junge, begeisterte Ingenieure - den Wagen vor der Verschrottung. Nach Feierabend und an Wochenenden bauten sie den Wagen in einem Verschlag hinter einem Hotel in Dorridge um; das Fahrgestell wurde schmaler gemacht, die Länge des Fahrgestells durch Verlegen der Hinterradfedern um 25% gekürzt. John Griffith steuerte die Karosserie bei. Mit einem 1,5-Liter IOE-Vierzylinder, der rund 80 bhp entwickelte und schon über 110.000 Meilen hinter sich hatte, bestritt Mackie 1948 das erste Rennen in Goodwood.

Danach wurde ein 2-Liter-Sechszylinder-Versuchsmotor eingebaut, der mit 3 SU-Vergasern und Methanol 112 bhp leistete. Zudem kam ein ENV-Vorwahlgetriebe zum Einsatz, auf das Differenzial wurde verzichtet. 1949 erreichte der Racer im Goodwood - Osterrennen den 2. Platz. Nun war auch ROVER bereit, dem Trio quasi unter der Hand Zugang zu den Werks-Ressourcen zu gewähren - schließlich unterlagen noch zahlreiche Materialien staatlicher Kontrolle. 1950 wechselte man die schwere Hinterachse des ROVER 10 gegen eine von Spen King entwickelte deDion - Konstruktion - Vorläufer der späteren P6-Achse - aus und testete eine Kurzhub-Version des ROVER P4-90-Motors.

Doch Wilks und Mackie verließen das Werk, wollten den „Marauder“ entwickeln. King zog sich ebenfalls aus dem Renngeschehen zurück, da seine höhere Positon bei ROVER seine ganze Zeit beanspruchte. Nach dem Scheitern des „Marauder“ - Projekts kehrten Wilks und Mackie zu ROVER zurück - später fungierte Mackie als Chef von Land Rover Special Projects und Wilks wurde Technischer Direktor bei ROVER.

1953 übernahm Gerry Dunham, ein Rover-Händler aus Lutton, den Racer. Er fuhr ihn nur unregelmäßig, nun mit 2,4-Liter-Sechszylinder des Rover 75. Zum Glück nahm er auch an einigen internationalen Fahrten teil, die dem Wagen später die Zulassung zu historischen Veranstaltungen des VSCC (= Vintage Sports Car Club) ermöglichte.

Frank Lockhart arbeitete in dieser Zeit bei Dunhamund kam so in Kontakt mit dem ROVER Racer. Lockhart hatte bereits seit 1953 einige Rennen in Fahrzeugen anderer Marken bestritten. Er ließ wieder den aus dem P4 90-Motor entwickelten Kurzhuber einbauen und fuhr viele Jahre erfolgreich. Nach dem Rennen in Brands Hatch 1964 wurde es „sein“ Wagen - offiziell hat er ihn nie gekauft. 1965 brach die Kurbelwelle, man mußte sie durch die Standard-Kubelwelle ersetzen, womit der Motor wieder auf 2,6 Liter Hubraum kam. 1967 fuhr Lockhart gegen größte Konkurenz die beste Tageszeit in Prescott. In Silverstone gab dann ein Kolben den Geist auf. Da es sich nach wie vor um einen Versuchsmotor handelte, fand man keinen Ersatz. Es wurde erlaubt, den 3-Liter-Motor einzubauen - nun flog der Racer geradezu.

Frank Lockhart und sein ROVER Racer waren über die Jahre bekannt wie bunte Hunde, als 1977 ein schwerer Unfall in Ingliston Wagen und Fahrer außer Gefecht setzten. 1978 richtete ROVER das Fahrgestell wieder, doch der VSCC verlangte jetzt den Einbau des 2,6-Liter Motors. Nach einigen mißratenen Rennen legte Lockhart Einspruch ein und durfte wieder den 3-Liter Motor einbauen. Mit 3 SU-Vergasern leistete er rund 150 bhp und fuhr weitere Rennen gegen wesentlich leistungsstärkere Konkurenz siegreic nach Hause.

1980 stellte Frank Lockhart den Wagen anläßlich des 75. Geburtstags des Hauses ROVER auf dem Nürburgring zur Schau - sein einziger „Auslandseinsatz“. Frank benutzte das Auto für weitere Rennen, bis er es 2002 an den Waliser Rover-Enthusiasten Ian Glass verkaufte, der nun die Renntradition fortführt.

Übrigens: der ROVER Racer hatte nie einen Anlasser, er mußte angeschoben werden. Wenige Meter genügten, wie man berichtet.

Logo VSCC

Der Vintage Sports Car Club (VSCC) veranstaltet Rennen und Rallies mit historischen Fahrzeugen verschiedener Klassen.

Frank Lockhart

Der hier besprochene Fahrer Frank Lockhart ist nicht mit dem amerikanischen Rennfahrer gleichen Namens identisch. Beim "Googeln" stößt man leider immer nur auf den - berühmten - Amerikaner.

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