Marauder

MARAUDER

Kein ROVER, aber die Gene des 'P4'

1950 - 1952

Ein luxuriöser Zweisitzer, der vom ROVER P4 '75' abstammt.

Das Marauder-Logo

Das 'Marauder' - Kühlerlogo zeigt eine lodernde Fackel.

Nachdem sie gemeinsam den erfolgreichen ROVER ⇒ 'Racer' die Räder gestellt hatten, wanden sich die Rover - Ingenieure Peter Wilks, Spencer King und George Mackie in ihrer Freizeit der Entwicklung eines offenen Zweisitzers auf Basis des ROVER ’75’ zu. Es sollte kein reiner Sportwagen, sondern ein gut ausgestatteter, eleganter ‘Tourer’ werden. Genußvolles Gleiten war erklärtes Ziel, weniger das Erzielen sportlicher Erfolge.

Als Basis kam ein verküztes Chassis des gerade hoch aktuellen ROVER ’75’ zum Einsatz. Auch der Motore und das Getriebe entstammten diesem Wagen. Der Motor wurde überarbeitet und etwas höher verdichtet, wodurch die Leistung mit 2 SU - Vergasern auf 80 bhp gesteiget wurde.
Laut Prospekt konnte als Option zwischen einem Laycock-de Normanville Overdrive und dem bekannten ROVER Freilauf gewählt werden, tatsächlich war aber nur der Overdrive erhältlich. Dieser erlaubte eine Reisegeschwindigkeit von 100 kmh bei niedriger Drehzahl, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 145 kmh.

Als Wetterschutz wurde ein leichtes, aber gut schließendes Stoffverdeck eingesetzt, die Seitenscheiben wurden in die Türen eingesteckt und bestanden aus zweigeteilten Kunststoff - Schiebefenstern, um die damals im Verkehr üblichen Handzeichen geben zu können. Die Steckscheiben konnten im Kofferraum verstaut werden. Dieser lag hinter der Sitzbank und konnte nur über das Cockpit erreicht werden, da man auf den Kofferraumdeckel verzichtet hatte.

Peter Wilks und George Mackie verließen ROVER im Jahr 1950 und nahmen unter der Firma ‘Wilks, Mackie und Company Ltd’ in Dorridge, Solihull, West Midlands, die Produktion auf. Die ersten Karosserien entstanden im Werk von Richard Mead, ebenfalls in Dorridge, wobei auch Karrosserieteile des ROVER ’75’ verwendet wurden. Nach wenigen Exemplaren wurde die Karosseriefertigung an die renommierte Firma Abbey Panels Ltd, Coventry, abgegeben.

Offiziell wurde der Wagen im August 1950 präsentiert. Anläßlich des Genfer Salons 1951 wurde der Marauder ‘A’ auf dem ROVER - Stand vorgestellt. Sehr optimistisch ging man von einer Produktion von 10 Fahrzeugen im ersten Jahr, danach von 50 Fahrzeugen jährlich aus. Möglicherweise wären diese Ziele erreichbar gewesen. Doch die staatliche Kaufsteuer für Luxusgüter wurde überproportional erhöht, zudem stiegen die Produktionskosten erheblich. Daher war der ursprüngliche Abgabepreis vor Steuern von £950 nicht lange zu halten - er stieg auf weit über £1,000. Dazu kam der erhöhte Kaufsteuer-Satz für Luxusgüter, sodaß der Kaufpreis inklusive Steuer innerhalb von zwei Jahren auf über £2,000 anstieg.

Ende 1950 hatte man die Firma in neue Räumlichkeiten in Kenilworth, Warwickshire, verlegt und den Namen 1951 auf ‘The Marauder Car Company, Ltd’ geändert. Doch die nicht mehr konkurenzfähigen Preise erzwangen ein raschen Ende - ab 1952 kehrten die Marauder-Gründer wieder in ihre alten Positionen bei ROVER zurück. Die Firma bestand bis 1967 fort, über deren Tätigkeitsbereich in den Jahren ab 1952 ist allerdings nichts bekannt.

Insgesamt entstanden 13 Fahrzeuge des Modells ‘A’ und zwei Wagen des stärkeren Nachfolge - Modells ’100’, dazu ein nach Kundenwunsch gebautes Coupé mit anderer Front und Kofferraumdeckel. Insgesamt sollen noch 12 Fahrzeuge existieren, deren Besitzer ihre Wagen hegen und pflegen und auf gemeinsamen Ausfahrten präsentieren. Das erste Fahrzeug mit dem Kennzeichen KAC 313 wurde 1983 von George Mackie sorgsamst restauriert.

Quellen
MotorSport (UK), Ausgabe September 1950
Automobil Revue (CH), vom 16. August 1950
Prospekt Marauder ‘A’, aus 1950
 

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